Die Winter TransBrdy ist ein kleines MTB-Rennen, welches unweit von Prag in Lety startet. Letztes Wochenende wurde das Rennen wieder ausgetragen und ich hatte mich auf Anraten der tschechischen Mountainbiker angemeldet.
Von Nicolai wusste ich, dass mit dem Rennen nicht zu spaßen ist, deswegen war ich dementsprechend gespannt, als ich am Samstag hier mit dem Rad aufgebrochen bin. 20 Kilometer hatte ich bis zum Startort Lety zurück zu legen. Wie die Tage vorher auch, war es hochneblig trüb und ziemlich kalt, so dass ich sehr gut eingepackt war, da ich am Start mind. eine Stunde warten musste. Aus der Internetseite wurde ich nicht wirklich schlau, es schien den Anschein zu haben, dass man auch als Vorangemeldeter seine Startunterlagen mindestens eine Stunde vorher abzuholen habe.
Beim Abholen der Unterlagen habe ich mich einfach in eine Schlange eingereiht und stand auch richtig. Fünf Minuten später hatte ich meine Startertüte in der Hand, die eine Sponser-Trinkflasche enthielt, die ich in den absichtlich leer gelassenen Flaschenhalter steckte. Nachdem ich die Startnummer befestigt hatte, blieb mir noch 1h 15min Zeit. Der Startplatz war sehr übersichtlich und so trank ich erst Mal einen Kaffee. Ein Ordner sprach mich auf mein Rad an, er habe so etwas noch nie gesehen. Nach einen kurzen Gespräch trank ich meinen Kaffee leer und setzte mich auf mein Rad, um mich wieder warmzufahren, trotz dicker Klamotten zitterte ich vor Kälte.
Ca. 15 min vor dem Start fand ich mich wieder am Startplatz ein. Das Teilnehmerfeld war sehr übersichtlich. Ca. 300 Leute tummelten sich vor dem Startbogen und warteten auf den Start, während im Hintergrund Queen aus den Lautsprechern dröhnte. Das Feld war komplett durchschmischt: ältere Herren standen neben Semiprofis. Von hinten sprach mich jemand an und es stellte sich heraus, dass er auch mit einem Singular Swift am Start stand. Er hatte es umlackiert und wir fachsimpelten ein bisschen. Erstaunt stellte er fest, dass ich mit einem Singlespeeder am Start war.
Der Startredner wurde langsam hektischer und irgendwann setzte sich die Meute in die Bewegung. Nach ca. 800 ebenen Metern erreichten wir die erste Steigung, die sich ca. 300HM nach oben schraubte. Ich versuchte nicht gleich zu überdrehen und überholte zahlreiche Leute. Nach ein paar Kilometern war die Bergwertung erreicht und wir befanden uns auf den Höhenzug der Brdy. Es ging leicht auf und ab. In meinem Windschatten tummelten sich ein paar Radfahrer, andere zogen einfach vorbei. Es war ziemlich viel los auf der Strecke. Die ersten Trails waren wurzlig und nicht leicht zu fahren. Das Vorhaben, einigermaßen entspannt zu fahren, konnte ich getrost vergessen. Der Puls schwang sich auf ca. 180 BpM hoch und gedachte nicht daran, ein bisschen herunter zu gehen. Nach ca. 22km erreichten wir den Wendepunkt und auch die Verpflegungsstelle, wo ich mit Händen und Füßen mich dagegen wehrte, dass mir Schnaps oder Likör in meine Getränke geschüttet wurde.
Es kamen zwei drei wilde Abfahrten mit Drops usw. Das Feld hatte sich gelichtet und man sah nur noch vereinzelt Fahrer. Einer fuhr ca. 50m vor mir in einen Trail leicht bergab, als er sich einfach überschlug. Scheinbar grundlos nahm ich an, als mein Rad auch schon in eine schwer sichtbare Auswaschung stolperte. Mir gelang es gerade noch den Lenker festzuhalten.
Danach folgten die Steigungen des Grauens, ca. 800m zog sich schnurgerade eine grob geschotterte Waldautobahn nach oben. Es rollte gar nicht, ich bekam die Kurbel fast nicht mehr herum, die Beine verkrampften sobald ch mich auf den Sattel setzte. Vor mir ein Biker, hinter mir ein Pulk von ca. 5 Leuten, deren Atem ich im Nacken spüren konnte.
Irgendwie kam ich oben an und konnte mich auch einigermaßen erholen, bis die Strecke auf eine weitere Steigung einbog. Der Weg war zwar geteert, zog sich aber immer weiter zu, um in einer ca. 20 % Rampe zu enden.
Die Ausschilderung wurde schlechter, ich konnte aber mit dem Track auf dem Garmin gut folgen. Ca. 5km vor Schluss flog kurz vor einer Steigung ein Fahrer vorbei, der vorher geflickt hatte. Irgendwie rettet ich mich in seinen Windschatten und ließ mich von ihm eine Teerstraße entlang hochziehen. Wir bogen links in einen Trail ab und ich ließ ein bisschen Abstand, als in einer Rechtskurve eine Wurzel mein Vorderrad wegschlug. Ich war eindeutig zu erschöpft, um das Rad noch gerade zu halten und schlug im Hang ein. Irgendwie wurstelte ich mich unter meinem Rad wieder hervor – gar nicht so einfach, wenn die Beine beim Abwinkeln verkrampfen. Es gelang mir, mich zu befreien, bevor ich überholt wurde und ich rollte dem schnellen Mann hinterher. Kurz vor Schluss bog ich falsch links ab, bemerkte es aber noch aus dem Augenwinkel, wurde aber dabei von dem Fünferpulk aufgefahren. Ich mauschelte mich zwischendurch, trug mein Rad eine Treppe hoch und rechnete damit, dass die Jungs mich mit ihren Schaltungen auf den letzten flachen 800 Metern platt machen würden. Es stellte sich aber heraus, dass sie noch platter als ich waren und ich konnte ca. 15 Sekunden vor dem 5er Pulk in das Ziel rollen.
Ich habe für die 44km 2 Stunden und 16 Minuten gebraucht. Damit bin ich ungefähr als 65. ins Ziel gekommen. Der Schnellste war über eine halbe Stunde schneller als ich. Ich holte mir mittels Gutschein ein Gulasch. Chrissi traf auch mit den Kindern ein, um mich abzuholen. Da ansonsten nicht viel geboten war, löste ich meinen Biergutschein ein und wir fuhren nach Hause. Insgesamt bin ich am Samstag 78km Rad gefahren. Davon 44km als Rennen. Es hat sich gelohnt, nächstes Jahr werde ich wieder mitfahren.
Grüße
W.
Mir schmerzen die Beine schon beim Lesen.
Schöner Bericht.
Darmstädter Grüße