Weißwurstrennen- Auf dem Rad und zu Fuß

Nun folgt also der Bericht zum diesjährigen Weißwurstrennen, das wie jedes Jahr für mich irgendwie schon am Samstag begann. Zwei Übernachtungsgäste hatten sich angekündigt. Markus (Lomo) kam gegen 13.00 Uhr am Samstag an, um schon bei der Samstagsrunde mitzuradeln. Wie jedes Jahr fuhren wir nach Külsheim, um uns die Strecke anzuschauen.

Gebannt starrte ich in Külsheim den Schlossgraben runter. Ich dachte an einen ehemaligen Klassenkameraden, der dort mal sein Auto runtergeworfen und nur noch Schrott zurück bekommen hatte. Meine Höhenangst meldete sich und Bernd meinte nur trocken, dass seine Frau das auch fahre und ich mich nicht anstellen solle. Also fuhr ich hinunter und in der Tat, ich war schon Schlimmeres gefahren.

Am Abend traf auch Ralf ein und wir saßen ein wenig mit den Nachbarn zusammen. Erst sehr spät hörten wir auf, dem Gerstensaft zu fröhnen und freuten uns auf ein nettes Rennen.

Wie jedes Mal vor einem Rennen, artete die Abfahrt ein bisschen in Stress aus: Frische Klamotten und der Bus mussten noch gerichtet werden. Dennoch kamen wir wider Erwarten bei Zeiten los und holten Christian in Werbach ab. In Külsheim angekommen warteten Markus und Ralf schon. Das Anmeldeprozedere verlief schnell und reibungslos.

Als wir beim Räder abladen waren, traf auch Boris (Toncoc) mit seiner Frau ein.

Gemeinsam mit dem Nachbarn und Christian standen wir ein paar Minuten später am Schloßgraben. Unerschrocken stürzte sich der Nachbar in die Tiefe und auch Christian rollte hinunter.

Während wir danach ein bisschen herumstanden, kam der EDV-Spezialist der Külsheimer bei mir vorbei und fragte mich, wer denn der SSPler sei, der sich nur mit seiner E-Mailadresse angemeldet hatte. Bei nur vier startetenden SSPlern war mir schnell klar, wer das gewesen sein muss, leider kannte ich seinen Nachnamen nicht und „Depp“  wurde nicht akzeptiert.

Nachdem wir alle die Abfahrt ein weiteres Mal ausprobiert hatten, machten wir uns auf den Weg, um die Runde insgesamt abzufahren. Zeit blieb genug. An einer etwas heftigen Wiesensteigung ertönte hinter mir ein lauter Knall. Das Innenlager an Boris Singlespeeder hatte sich mit einem lauten Knall von seiner Existenz verabschiedet und war in zwei Teile zerbrochen. Zufällig fuhr sich gerade ein Stückchen weiter oben Bernd warm, der ohne viel Aufheben Boris ein Rad lieh.

Im Zielbereich angekommen lungerte ich ein bisschen in der Halle herum und sah mir das Video vom letzten Jahr an. Ein Fahrer stand mit seiner Freundin neben mir, schaute mich an und fragte, ob ich bei den U19 oder den Männern mitfahre würde. Ich glaube, dass ich noch nie jemanden so ungläubig angestarrt habe.

Es folgte die Startaufstellung. Neben mir stand ein grinsender Boris, der die 4mm Federweg seiner Gabel bestaunte. Nach dem üblichen Blabla ging es dann auch endlich los. Die Crosser und weiteren Favoriten auf den Gesamtsieg zogen schnell ein paar Meter davon. Auf der langen Gerade konnte man bestaunen, wie Angriffe gefahren wurden. Im Windschatten der Spitzengruppe hing Ralf, der diese aber nach ein paar hundert Metern ziehen lassen musste. Ich erfreute mich nach freundlicher Anfrage am Windschatten jenes Fahrers,  der mich vom Alter her falsch eingeschätzt hatte. An einer Bodenwelle bin ich dann vorbei gefahren und habe mich artig bedankt.

Es folgte die erste Abfahrt, in der sich eine Art Schikane befand. Man musste scharf abbremsen, rechts einlenken, um dann gleich wieder links abzubiegen. Wie es zu erwarten war, habe ich die Kurve nicht bekommen und bin durch den Acker gebrummt. Hinter Tom (mudshark) ging es auf einen Trail bergab durch den Wald. Ein Baum kam mir bedrohlich nahe und die 90 ° Kurve am Ausgang habe ich nicht wirklich gekriegt. Tom hörte mein Stöhnen und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich bejaht und überholte ihn auf dem schmierigen leichten Anstieg. Langsam fuhr ich auf Ralf auf, der meinen Überholvorgang mit einem freundlichen: „Ich hasse Dich!“ kommentierte.

Es ging ein paar Meter auf einem Feldweg geradeaus, um hart nach rechts auf einem Hohlweg wieder nach unten zu führen. Dort folgte eine 180 ° Kehre, die ich dieses Mal perfekt genommen hatte. Nach ca. 300m leicht bergauf begann das anstrengendste Stück des ganzen Rennens. Zahlreiche kleine Steigungen wurden von Wiesenwegen abgelöst. Interessant fand ich, dass vor mir ein MTBiker des TV-Miltenberg irgendwie schiebend von rechts wieder auf die Strecke kam. Anscheinend hatte er irgendwo eine Abkürzung entdeckt. Ich verkniff mir aber einen Kommentar, soll der Kaschper glücklich damit werden, dass er abgekürzt hatte. Er fuhr auch ein Stückchen mit dem später Drittplatzierten Crosser, der vor mir auf seinem Fahrrad herumeierte.

Ralf auf dem Wiesenweg

An die Festhalle kam man wieder über den üblichen nicht wirklich fahrbaren Anstieg. Völlig breit stieg man danach aufs Rad, um sich den Schloßgraben hinunter zu werfen.

Alles eine Sache der Konzentration. 😉

Am Ende des Schlossgrabens angekommen bog die Strecke links ab in die Külsheimer Innenstadt. Die einzigen Zuschauer weihten gerade den Adventskranz am Brunnen vor dem Rathaus. Muss eine seltsam besinnliche Stimmung sein, wenn im Hintergrund alle naselang ein hechelnder Mountainbiker vorbei fährt.

In der 2. Runde kamen der Abkürzer und seine Teamkollege auf dem Crossrad an mir vorbei. Ich lieferte mir ein interessantes Rennen mit einem SRAM-Fahrer. Nach den Steilstücken in der zweiten Runde war aber diesbezüglich alles geschwätzt und er verlor auf dem Stadtanteil ein paar Meter. Am Ende der 2. Runde machte ich einen kurzen Stopp an der Verpflegungsstation, um einen Schluck Tee zu trinken. Danach war die Brille beschlagen und es ging im Blindflug weiter.

Nach der Abfahrt, die in einer 180° Kehre endete nahm das Unheil dann seinen Lauf: Das Hinterrad wurde schwammig und ein Blick nach unten bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Am Anfang hoffte ich, dass die Luft für den Rest der Runde noch langen würde, doch leider schlugen schnell die Steine durch. Ich hielt an und begann mit meinem ersten Schlauchwechsel bei einem Rennen und es war erstaunlich, wie zittrig die Hände während einer solchen Belastung sind. Noch erstaunlicher war, dass jeder zweite Fahrer, der vorbei kam, mich fragte, ob er mir helfen könne. Leider war mir nicht zu helfen und ich verkorkste die Reparatur:

1. Kontrollierte ich den Mantel nicht auf eingedrungene Fremdkörper

2. Schlug ich das Rad so heftig aus dem Hinterbau, dass der Kettenspanner sich in seine einzelne Bauteile auflöste und diese auf Nimmerwiedersehen verschwanden.

Nach ca. 5min gab ich die Pepe-Rettungsbemühungen auf und beschloss mein Rad ins Ziel zu schieben. Schließlich lag ich noch an Platz 1 der SSP-Wertung und auch sonst nicht schlecht. Ich rannte los und gab Gabi, die als Streckenposten keine 200m weiter fungierte meine Handschuhe und den Schlauch.

Ernsthaft: Rennen ist nicht wirklich mein Ding. Es tat vom ersten Schritt an so richtig weh. Die MTB-Schuhe haben harte Sohlen und sind dafür ausgelegt, ein paar Schritte zu laufen, aber keine „geschätzten“ 3km. Es dauerte eine empfundene Ewigkeit, bis ich an der Festhalle ankam. Zwischendurch überholte mich Marty, womit ich auf Platz 2 der SSP-Wertung rutschte. An der Festhalle angekommen, begab ich mich zum Chickenway, um weiter zu rennen. Die Leute schienen hinreichend verwirrt zu sein, dass jemand trotz Panne durchrannte und den Chickenway zu laufen war weitaus schwieriger als den Schlossgraben runterzubrezeln. Unten angekommen befragten mich die Sanitäter, ob mir was passiert sei, ich verneinte, lief weiter und erreichte endlich das Ziel.

Trotz meiner Laufeinlage lag ich noch auf Platz 2 der SSP-Wertung. Lomo war bisher noch nicht an mir vorbei gekommen.

Im Ziel standen schon Christian und Boris. Christians Kette hatte sich schon in der ersten Runde aufgelöst und am Leihrad vom Boris war der hintere Bremszug gerissen. (Zwei Räder für ein Rennen zu ruinieren soll ihm mal jemand nachmachen. *g* )

Der Nachbar verbesserte seine Zeit um ca. 20min und kann wirklich stolz auf sich sein, auch wenn es wieder nur für die rote Laterne gelangt hatte.

Nach der Dusche holte ich die obligatorische Weißwurst inkl. einem Hefeweizen. Es stellte sich heraus, dass Henning sehr auf den süßen Senf, Brezel und Wurst steht. Nach dem Essen zog der kleine Mann marodierend durch die Festhalle, begrüßte Annika und rannte mir heulend bei der Siegerehrung hinterher, so dass ich ihn mit auf die Bühne nahm. Er beklatschte eifrig jeden Geehrten.

Alles in Allem war das Rennen wirklich klasse und ein großes Lob geht an die Organisation. Schwächen des Vorjahres waren erfolgreich beseitigt worden, z.B. mussten sich die Fahrer vor dem Betreten der Sporthalle, um zu den Duschen zu gelangen, die Schuhe ausziehen und in eine Plastiktüte packen. Die Strecke war grandios und außer dem kleinen Miltenberger, der sich anscheinend „verfahren“ hatte, ist mir nichts Besonderes aufgefallen.

Gestern habe ich den Reifen bei Pepe noch mal angeschaut und einen ca. 1,5 cm langen Draht bzw. eine Klammer herausgezogen. War klar, dass das mit der Reparatur nichts werden konnte, wenn man zu blöd ist, um nach Fremdkörpern zu schauen.

Grüße

W.