Benioff: Stadt der Diebe

Normalerweise werden Plünderer und Deserteure im belagerten Leningrad im Winter 1942 sofort erschossen. Der junge Soldat Kolja und der 17jährige Lew erhalten aber eine zweite Chance und werden vom Oberst auf die Suche nach einem Dutzend Eier für den Hochzeitskuchen seiner Tochter geschickt.
Leningrad ist völlig ausgehungert und so verlassen sie die Stadt, um hinter den deutschen Linien zu suchen. Dabei kommen sie in Berührung mit Partisanen, deutschen Spezialtruppen und einer großen aber entfernten Liebe für den jungen Lew.

Benioff Stadt der Diebe

Bei der momentanen Kältewelle kann man Mitfühlen, wie sich die beiden Freunde durch den harten russischen Winter kämpfen.

Ich habe diese Buch sehr gerne gelesen; die Geschichte ist spannend, klug, traurig und witzig erzählt. Erst hinterher fiel mir auf, dass David Benioff ein US-amerikanischer Drehbuchautor ist. Dies erklärt den sauberen Spannungsbogen, der in einem Höhepunkt gipfelt. Das „Amerikanische“ an dem Roman ist auch mein einziger Kritikpunkt: Der Leser wird auf eine offensichtliche Berg- und Talfahrt der Gefühle geschickt, die eher für Drehbücher typisch ist. Der fertige Film ist im Roman schon erkennbar.

Grüße

W.

King trifft Harris trifft Brown

Patrick Graham: Das Evangelium nach Satan

Die Rückseite diese Buches verspricht eine Geschichte im Stil von „Das Schweigen der Lämmer“, dennoch begegnet dem Leser auf den ersten Seiten eine dunklere und brutalere Variante von Stephen King. Umrahmt wird die Story mit ein bisschen Verschwörungstheorie nach Dan Brown.

Kaleb der Wanderer ist seit dem Mittelalter auf der Suche nach dem verschwundenen Evangelium von Satan, welches bezeugen soll, dass Jesus am Kreuz zu Janus dem Herrscher der Hölle geworden und nicht auferstanden sei. Ein mächtiges weltliches und geistliches Netzwerk versucht mit Veröffentlichung des Werkes die Weltordnung zu schwächen, um daraus mehr Macht zu beziehen. Mit Hilfe des Exorzisten Carzo und der FBI-Agentin Maria Parks soll nun das Werk gefunden und instrumentalisiert werden.

In diesem Buch fließt das Buch Blut in Strömen, das Böse ist wahrlich unheimlich, es dauert jedoch lang, bis der Leser alle lose flatternden Erzählstränge in die Hand bekommt und sich sich ein Gesamteindruck einstellt. Würde sich nicht ein actionreiches Highlight nach dem anderen anschließen, würde man das Buch mit Sicherheit spätestens nach der Hälfte der 650 Seiten aus der Hand legen, da sich der Sinn der Gewalt- und Besessenheitsexzesse nicht erschließt. Der Autor versucht zu viel Story in das Buch zu packen und verliert sich dabei an der Oberfläche. Die weltliche Verschwörungstheorie hinter dem Metaphysischen ist ein wenig platt und in der Form schon da gewesen, dennoch war das Buch spannend und packend bis zum Ende.

Für Kinder und Jugendliche ist das Buch nicht empfehlenswert.

Grüße

W.