Grenzsteintrophy Teil 4

Nach einem kurzen wenig erholsamen Nickerchen (ca. 3h) wachte ich wieder auf, weil irgendetwas hundegroßes heiser Röchelndes aus einem Gebüsch sprang und lärmend von dannen zog. Es war gerade mal 4.00 Uhr und Rainer sprang auf, als der Fährmann eintraf und direkt neben uns sein Auto parkte.
Diese große Wurst auf der Bank… ja, das bin ich.

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Irgendwann konnte ich mich auch aufraffen, wir packten zusammen und setzten über.

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Eine tolle Stimmung im Sonnenaufgang, die ihr abruptes Ende fand, als wir feststellten, dass Rainers Hinterrad sich einen Schleicher gefangen hatte.

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Nach dem Reifenwechsel rollten wir los und trafen nach der nächsten Ortschaft Mitfahrer Albert, der sich irgendwo an einem Waldrand in seinen Schlafsack gekuschelt hatte und auch gerade aufgebrochen war. Das Terrain, welches folgte, lag mir und schnell verloren wir ihn aus den Blick. Im Übermut ließ ich Pepe ziemlich frei rollen, was dazu führte, dass mir in einer Kurve das Vorderrad wegradierte und als es endlich wieder Griff gefunden hatte, mich fast in die Wallachei katapultierte. Nach diesem Stunt zog ich ein bisschen die Bremse und wir erreichten gegen 08.15 Uhr Hitzacker, wo wir ausgiebig frühstückten.

Wir folgten der Elbe bis zur Dörnitzer Eisenbahnbrücke, wo es anfing zu regnen.

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Nach ca. 1,5 h Elberadweg verfuhren wir uns und folgten einem interessanten unfahrbaren Wanderweg direkt am Elbufer. Kurz nach verlassen des Weges platzte mein Hinterreifen mit einem lauten Knall. Die Karkasse des Reifens wies einen 3 cm langen Schlitz auf und war irreparabel. Albert kam vorbei, als wir im strömenden Regen wenigstens versuchten, das ganze notdürftig zu stopfen. Ein nutzloses Unterfangen. In meinem bikeline-Büchlein war die Telefonnummer der Touristen-Information der nächsten Ortschaft angegeben, die ich anrief. Dort erfrug ich die Telefonnummer des nächsten Radladens, der tatsächlich auch MTB-Reifen vorrätig hatte. Mittlerweile froren wir durchgenässt vor uns hin und wir joggten zu einer Elbfähre, setzten über und liefen dankbar um die eigene Körperwärme weiter bis zum Radladen. (ca. 5km) Dort konnte ich zwischen einem 1,9″ Schwalbe MTB-Reifen und Weiterlaufen wählen.

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Ich entschied mich für die Version mit dem Dackelschneider als Hinterrad und nach 2,5h konnten wir endlich weiter. Um unseren Zeitplan nicht völlig zu gefährden beschlossen Rainer und ich eine Blase der Strecke auszulassen und ca. 35km weiter südlich wieder auf den Track zu stoßen.

Den ganzen Vormittag machte sich die Müdigkeit in der Form bemerkbar, dass ich weiße Lichtblitze sah. Das ganze Gesichtsfeld leuchtete weiß auf. Rainer litt an akuten Wortfindungsstörungen. Wie hieß denn noch mal das komische Ding am Lenker, welches die Geschwindigkeit misst? Mein Kurzzeitgedächtnis war von der Müdigkeit auch betroffen. Oft brach ich einen Satz mittendrin ab, weil ich mich nicht mehr erinnern konnte, was ich eigentlich sagen wollte.

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Nachdem wir den Track wieder erreicht hatten, fuhren wir vor uns hin. Es wechselten sich sandige Heidewege mit Feldwegen ab. Voller Optimismus hatte ich am Morgen die Sonnencreme hinter die Befestigung des Schlafsackes gesteckt, dort fuhr ich sie die kommenden Tage unbenutzt spazieren.

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Gegen 20.00 Uhr beschlossen wir, uns ein Zimmer für die Nacht zu suchen. Gegen 21.30 wurden wir 15km vom Track und zahlreichen Fragen später, endlich fündig. Da die Küche schließen wollte, aßen wir noch in Radklamotten zu Abend.

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Das Zimmer selbst schwankte zwischen mittlerer und großer Katastrophe, aber das war uns völlig wurscht.

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Essen, Wäsche waschen, Batterien laden und ab ins Bett. Nach 72 h und 7h Schlaf, fiel ich einfach ins Bett.

Gefahren sind wir am zweiten Tag 190km. Die Übersetzung von 2:1 hat Vor- und Nachteile. Der große Vorteil ist, dass man in den Flachpassagen nicht überreißen kann. Bei Tempo 25 und einer Trittfrequenz von 100 ist Schluss. Körperlich erschöpft man da eher wenig. Rainer hatte sich den Bürzel wund gefahren und hatte große Sitzprobleme, die sich die ganze Fahrt hinzogen. Bei mir gab es noch keine Probleme, außer den Fingern an der Hand, die ein bisschen bitzelten.

Grüße

W.

Grenzsteintrophy Teil 2

Anreise

Die Anreise hat einen eigenen Beitrag verdient. Warum?

Weil wir mit der Bahn gefahren sind. Rainer und ich haben uns in Würzburg getroffen und sind in den Nachtzug nach HH eingestiegen. Als ich Rainer zum ersten Mal sah, bekam ich einen Schock: Er hatte sich extra ein bisschen Fahrradorigamie eingepackt.

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Der zweite Schock saß noch eine Spur tiefer. Mister „I am a man“ Rainer zog eine pinke Kamera und knipste ungeniert los.

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Ich befürchtete – vermutlich zurecht – dass ich bei jedem Bild, welches er machen würde, einfach nur debil grinsen würde.

Im Zug selbst war trotz allgemeinem Schlafmangel von der vorherigen Nacht nicht an Schlaf zu denken. Zum Einen war da so etwas wie Aufregung, zum Anderen eine unglaublich unbequeme Sitzposition. Unser Gegenüber zog auch irgendwann etwas totes Stinkendes aus einer Plastiktüte und aß es. Im Nebenabteil genossen 6 ältere Herren aus Nürnberg ihre frisch gewonnene Freiheit und stimmten sich seelisch und moralisch mit lautem Geschwätz auf ihren Radurlaub ein. Wir haben sie später befragt und sie erzählten uns, dass sie von HH nach DD mit dem Rad an der Elbe entlang fahren wollen.

In Hamburg angekommen bastelte Rainer aus seinem Origamiehaufen ein Fahrrad und wir zogen los, uns einen Kaffee zu ziehen. Prompt gerieten wir an zwei aggressive halbwüchsige Italiener, die mich in der Bäckerei anpöbelten und später bei ihrem grandiosen Abzug versuchten unsere Räder umzuwerfen. Ich verstehe nicht, was sich hochkant aufgestellte Schuhschachteln ins Essen schmeißen, um so streitlüstern zu werden.

Wir erlebten dennoch später einen grandiosen Sonnenaufgang an der Alster.

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Am Bahnhof angekommen hatte ich die grandiose Idee einen Zug früher nach Lübeck zu fahren, damit wir noch einen schnellen Blick auf das Holstentor werfen können. Der Zug verließ pünktlich Hamburg, um nach drei Kilometer mit einer immensen Rauchentwicklung zum Stehen zu kommen. Irgendwas war durchgebrannt, die Feuerwehr und Polizei rückte an, der Zugführer teilte uns mit, dass die Weiterfahrt leider nicht möglich sei. An ein Aussteigen war auch nicht zu denken, so dass wir tatenlos zusehen mussten, wie uns die Minuten bis zum Start verrannen. Irgendwann, unendlich lange Zeit später, wurde unser Zug in einen Bahnhof geschleppt, wir durften aussteigen und in einen Zug nach Lübeck einsteigen.  Das Ganze hat uns uns 1,5h gekostet und obwohl wir schon dem Initiator der Trophy telefonisch unser Nichterscheinen durchgegeben hatten, erwischten wir eine direkte Verbindung nach Travemünde und kamen pünktlich zur Fahrerbesprechung am Startort an.(Leider hatten wir aber das Frühstück verpasst.)

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Am FKK-Strand wurden Startfotos geschossen.

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Überrascht stellten Rainer und ich fest, dass wir die Einzigen SSPler am Start waren.

Wird schon schief gehen.

Und dann ging es auch schon los.

Grüße

W.