Weißwurstrennen 2007! Schlamm, Würste, Hefeweizen und Schlamm!

Hallo,

das Külsheimer Weißwurstrennen zeigte sich am Sonntag wieder mal von seiner besten Seite.

Gegen 6.00 Uhr regnete es wie verrückt. Nach knapp 4 h Schlaf weckte mich Henning und ich lauschte neben dem Nuckeln an der Brust den Regentropfen, die ein starker Wind an den Rolladen blies. Um kurz vor 8.00 Uhr schaffte ich es dann doch mich aus dem Bett zu erheben. Unser Übernachtungsgast Karsten war schon wach und saß neben der Gatze auf dem Gästebett. Die Gatze habe Terror gemacht, deswegen habe er sie hereingelassen und er konnte danach nicht mehr einschlafen.

Irgendwie war das alles schon recht früh nach der langen Nacht. Katrin und Armin waren am Abend vorher auch noch zu Besuch. Armin die olle Schleiereule fand kein Ende und erst die freundlichen Worte seiner Begleitung brachten ihn dazu, ein Einsehen mit den tagaktiven Mitgliedern der Gesellschaft zu haben. Vielleicht waren aber auch das Bier oder der Glühwein schuld, dass ich nicht richtig wach wurde.

Ich setzte einen riesigen Topf Kaffee auf, deckte den Frühstückstisch und weckte Toby, der noch friedlich im Kinderzimmer schlummerte.

Der Zeitplan sah vor, pünktlich um 09.30 Uhr zu starten, damit wir nach der Anmeldung noch ein bisschen die Strecke erkunden können. Und in der Tat schafften wir es gegen 09.20 Uhr das Haus zu verlassen und auch das Rad des Nachbarn schnell in den Bus einzuladen.

Wir gabelten Alexander auf, der uns mit seinem Auto nach Külsheim folgte. Auf dem Weg sahen wir den aus Dittigheim mit dem Rad anreisenden Roland. Fleißig Fleißig!

Die Parkplatzsuche gestaltete sich schon etwas schwieriger als sonst, eine Unmenge Autos standen herum und überall kreiselten die Radfahrer, um sich warm zu fahren. Durch Zufall ergatterten wir einen Parkplatz direkt vor dem Haupteingang zur Festhalle. Schnell strebten wir zur Anmeldung und fanden uns in einer langen Schlange wieder. Nach einiger Zeit bemerkten wir, dass die Vorangemeldeten das Privileg einer schnelleren Reihe genießen durften … aber auch da gab es massive Probleme, die das Anmelden zu einer zeitaufwändigen Geschichte machten. Aber auch lange Schlangen haben ihre Vorteile. Wir trafen die ersten bekannten Gesichter. Franz Hoch war mit Johannes und seiner ganzen Pyrenäen-Truppe angereist, die kleinen Michas sprangen auch plötzlich herum, Wunspeed, Lomo und Marty_HD aus dem Singlespeedforum warteten sich genauso die Füße in den Bauch.

Irgendwann hielt ich dann doch meine Startnummer in der Hand.

Während sich die anderen noch an der Anmeldung herumdrückten schmiss ich die Räder vom Heckträger und aus dem Auto, befestigte die Startnummer und konnte dann irgendwann nach ein bisschen Heckmeck („Wo ist die verdammte Startnummer hin?“) auf die Strecke gehen. Überrascht stellte ich fest, dass man ca. 1,5 km relativ eben und mit viel Rückenwind in Richtung Uissigheim musste. Meine Übersetzung von 44/23 erschien mir dafür etwas wenig ideal. Stirnrunzelnd betrachtete ich die Uhr und stellte fest, dass es ein wenig knapp werden würde, wenn ich die Runde komplett unter die Stollen werfen wollte. Ich versuchte mich an der ersten Wiesenabfahrt und glitt mehr schlecht als recht hinunter.

Einen Teil der Strecke ließ ich aus und fuhr erst später wieder auf die Strecke auf. Der Hohlweg war wie immer ein wenig schmierig, die 180 Grad Kehre danach zu scharf aber irgendwie kam ich schon unten an.

Hohlweg

Der Streckenverlauf erschien mir so wie die Vorjahre zu sein. Doch was dann? Man sollte nicht abbiegen sondern eine asphaltierte Rampe/Weg hochstrampeln. Irgendwas zwischen 17 und 20% Steigung schätze ich mal. Und das Ganze auch noch ca. 200m lang. Mein Puls schoss in die Höhe, obwohl ich versuchte, ruhig hoch zu fahren.

Im Startbereich vor der Festhalle angekommen sah ich schon eine ganze Horde Mountainbiker im Gatter stehen. Wunspeed hatte sich auch eingereiht und ich warf ihm mein Rad über den Zaun zu, um nicht ganz hinten starten zu müssen. (Ok… Asche auf mein Haupt!)

Wohin nun jetzt mit dem Autoschlüssel? Meine Augen suchten den Vorplatz zur Festhalle ab und ich sah niemanden, den ich kannte und der nicht eine Startnummer am Rad hatte. Ich drückte meinen Schlüssel einer Begleitperson des TV Miltenberg in die Hand. Wir hatten uns schon auf mehreren Veranstaltungen gesehen und auch mal kurz unterhalten. Ein bisschen unverschämt von mir, aber er hat es mir nicht krumm genommen.

Der Pfarrer sprach wieder ein paar einleitende Worte und einen Segen. Beim 12std-MTB-Rennen habe ich ihn schon mal gehört und mir gefällt seine lockere und nette Art mit der Schlammproblematik und dem anschließenden Weißwurstfrühstück umzugehen. Mehr als die Hälfte der Biker senkten den Kopf beim „Vater unser“ und beteten mit.

Ein kurzer Rundumblick danach überzeugte mich davon, dass unsere Turteltäubchen es nicht aus dem Nest geschafft haben.

Start!

Um die Festhalle herum, hinter der Schule vorbei auf den asphaltierten Weg. Nach 200m kam es zum Massensturz. Als ich die Stelle passierte richtete gerade der junge Miltenberger sein Rad, dessen Vater ich meinen Schlüssel in die Hand gedrückt hatte. Bestimmt ein tolles Gefühl wenn rechts und links die Radler vorbeipfeifen und man keine Chance bekommt, zur Seite zu gehen.

Gemütlich fuhr ich die lange Rückenwindpassage hinaus. In der Ferne konnte ich schon die ersten Fahrer auf der Abfahrt sehen. Siggi und ihre Söhne fuhren vor mir und ließen mich auf Nachfrage freundlicherweise in der Mitte vorbei. Der Dreck spritzte mir nach Verlassen des Asphalts nur so um die Ohren.

Das Ergebnis der Dreckspritzerei.

Jetzt folgte der mir unbekannte Abschnitt der Strecke. Man kreuzte die Külsheimer Grotte und fuhr geradeaus in einen Wiesen/Waldtrail, der schon jetzt deutliche Zersetzungsspuren zeigte. Vorsichtig hangelte ich mich da entlang. Zwei ganz junge Fahrer fuhren direkt vor mir. Die Külsheimer Grotte passierte man nach einer kurzen Steigung zum zweiten Mal. Es folgte ein kurzer Abschnitt über eine Wiese, auf dem ich mich an den beiden Jungs vorbei mogelte und prompt in der nächsten Kehre Pepe auf den Boden warf, weil das Vorderrad nicht wirklich einlenken wollte.

Ist die Kurve zu scharf, bist Du zu schwach! 😀

Die beiden Jungs zogen wieder vorbei. Ich sammelte mein Rad wieder auf und stürzte mich in die Abfahrt auf dem sehr trockenen und schönen Waldtrail. Es folgte ein glitschiger laubbedeckter Anstieg. Endlich konnte ich die beiden Burschen hinter mir lassen. Das Hinterrad drehte nur so durch. Aus dem Sattel gehen war nahezu unmöglich.

Schlammige Steigung

Am Wegesrand stand Ramin mit seinem Crosser und flickte sein Vorderrad. Er überholte mich später wieder.

Man verließ die Steigung und den Wald und fuhr auf den mir schon bekannten Hohlweg zu, in dem man scharf nach rechts einbiegen musste. Wieder radierte das Vorderrad bedenklich weg. Nach der Abfahrt machte ich ruhig, um mich für das steile Endstück zu erholen. Neben mir pfiffen die MTBiker nur so vorbei. Es wurde steiler, ich konnte auf ein paar der Überholer auffahren. Vor mir sah ich ein SRAM Trikot und der Bursche wurde mein Ziel. Die steilsten Stücke begannen und ich würgte verzweifelt Pepe hoch. Rechts standen ein paar Zuschauer und trieben die Fahrer nach oben.

 

An der RampeEs folgte ein kleiner Wiesenweg und die elendige Rampe zur Festhalle hoch. Selbstverständlich geschoben.
Runde 1 war geschafft. Nur noch 2 Runden.

Wunnspeed an der letzten Steigung

Lomo

Lok

Auf dem langen recht ebenen Asphaltstück forderte mich ein Fahrer auf, mit ihm zusammen zu fahren. Leider befand ich mich von der Drehzahl her schon am am Limit. Ich verneinte mit einem freundlichen SSP-Hinweis und er zog mir davon. 10m schaffte er bis zur ersten Abfahrt herauszuholen. In der Abfahrt ein leises Klappern hinter mir; ich erspähte ein RSG Würzburg Trikot. Nicht schon wieder, dachte ich bei mir, mit/gegen diesem Typen bist Du schon letztes Jahr gefahren. Wie letztes Jahr auch, nahm er mir bei den Abfahrten viele viele Meter ab und an jeder Steigung fuhr ich wieder an ihm vorbei. Wie lange würde dieses Jahr das Spiel gehen?

Im Schlammweg plötzlich lautes Geschrei hinter mir: „Verdammt, das Fahrrad macht was es will!“ Aus dem Dickicht brach ein wild rudernder Geselle, den ich erst mal vorbei ließ, um ihn wieder an den Steigungen einzufangen.

Am Ende der Steigung durch den Wald standen zwei Bekannte und feixten mich an. Es war sehr hart, selbst einen dummen Kommentar konnte ich an dieser Stelle nicht aus mir herauspressen. Im Hohlweg fuhr der Würzburger an mir vorbei und gab auf der anschließenden flacheren Passage zum steilsten Stück ordentlich Gas. Dort fuhr ich vorbei und überholte auch den Herren, dessen Rad das macht, was es möchte. Von hinten erfolgte ein lautes aber respektables:“ Singlespeed? Oh Gott!“. Leider war mir eine dankende Antwort vergönnt; ich bekam schon längst keine Luft mehr.

In Runde drei war alles entschieden. Nach vorne war niemand zu sehen, außer einem, der mit einem Platten ausschied und nach hinten hatte ich genug Luft. Auch der Würzburger war zwischenzeitlich nicht zu sehen. Ich ließ es ruhig angehen und schob die meisten Steigungen. In der Schlammpassage überrundete ich eine ganze Reihe Frauen, die ganz nett Platz machten. An der Grotte passierte ich Gabi, die wirklich toll fuhr.

Kurz danach sah ich Franz am Rand stehen, der fluchend seine Kette aus dem Ritzelpaket nestelte. Im Anstieg durch den Wald kam ich an meinem Nachbarn vorbei, der sehr ruhig und sicher vor sich hin fuhr. Ich beschloss die letzten Meter hoch zu schieben. („Beschließen“ ist in diesem Zusammenhang mit Sicherheit der falsche Ausdruck: es ging einfach nicht mehr!) Oben angekommen sah ich Olly mit einer düsteren Wolke um seinen Kopf stehen; er hatte sich das Schaltwerk seines 3 Wochen alten Geländehobels abgerissen.

Noch ist die Schaltung beim Olly dran

Das letzte ganz steile Stück auf dem Asphaltweg musste ich auch wieder schieben. Ein Blick nach vorne zeigte eh niemanden und nach hinten erspähte ich zwar wieder den Würzburger, Mr. „Mein Rad macht was es will“ und einen SRAM-Fahrer (wo kam denn der her?) aber die waren ein gutes Stück weg, also konnte ich mir Zeit lassen. Nach der Steigung sprang ich aufs Rad, versuchte noch mal ein bisschen was auf dem Wiesenweg zu geben und rannte den Wiesenhang angefeuert durch die Zuschauer nach oben.

Im Ziel angekommen pfiff ich wie ein olle Lok und Jan begrüßte mich lauthals und hieß mich einen Bescheuerten. Die Verfolger trudelten ein und mein Autoschlüssel wurde mir auch gleich übergeben, den ich sofort Jan für die Nachfolgenden reichte. Ich ging zum Würzburger und dankte ihm für die schöne Fahrt. Beim gemeinsame Warten am Waschplatz kamen wir ins Gespräch. Er sei auch vor vier Monaten Vater geworden. Levy heißt sein Sohn. An dieser Stelle nochmals Glückwünsche. Wir führten ein typisches Vatergespräch (Welches Krankenhaus, technische Daten der Kinder usw. 😀 ) und hielten uns gegenseitig beim Kärchern die Räder.

Bild von Easymtbiker aus dem IBC-Forum

Vom Waschplatz aus konnten wir die anderen Fahrer beim Eintrudeln beobachten. Bernd bekam ein freundliches: „Wo bleibst Du denn? Ich bin schon beim zweiten Bier!“ zu hören. Beim Bernd bin ich der Meinung, dass er diese Form der Aufmunterung wirklich schätzt.

Bernd.

Nachdem ich mich auch eine Runde gereinigt hatte, begab ich mich in die Festhalle, um mir die verdiente Weißwurst abzuholen. Da stand auch noch völlig eingesaut Mezzomix herum.

Die beiden Michas „in action“!

 

 

Wir suchten uns ein paar Plätze an denen auch die Familie Fliege Platz nahm. Es dauerte ewig bis alle da waren und die Siegerehrung begann. Unsere Tischreihe hatte auch durch ein bisschen Zufall eine Menge Preise zu bieten.

Platz 1 und 2 Damen

Platz 1 und 2 Männer

Platz 1-3 Singlespeed

Platz 1 Crosser

Die rote Laterne

Zur roten Laterne:

Mein Nachbar saß das erste Mal seit Wochen wieder auf dem Rad. Er war danach stolz auf sich, die Strecke überhaupt geschafft zu haben. Das kann er auch wirklich sein.

Es sind zahlreiche Teilnehmer ausgeschieden.

Leider kann ich keine eigenen Fotos präsentieren. Macht nichts, ich werde welche bekommen.

Zeitung Fränkische Nachrichten vom 04.12.07:

Auf dem Bild schiebt der spätere Gesamtsieger „Fliege“ sein Rad an der letzten Steigung vor der Festhalle hoch.

Es gäbe noch so viel von dem Rennen und dem drumherum zu erzählen, aber ich bezweifle mal, dass sich jetzt schon jemand den ganzen Text durchliest. Macht nichts!

Das Rennen war klasse! Das zählt! Danke Külsheim!

Grüße

Wedigo

 

 

Ein Gedanke zu “Weißwurstrennen 2007! Schlamm, Würste, Hefeweizen und Schlamm!

  1. doch, hier ich! habe alles brav und ‚mitleidend‘ gelesen. es war wie es kommen musste – mal wieder eine richtige schlammschlacht. danke für den schönen und ausführlichen bericht. bilder gibts ja dann wohl bald bei der orga hoffe ich.

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