Pfingsten

Es gibt nichts Schöneres, wenn etwas nicht klappt, mit dem Finger auf jemanden zu deuten und ganz laut, du bist Schuld zu schreien. Blöd nur, wenn man selbst dieser jemand ist und sich wirklich selten dämlich angestellt hat.

Geplant war an Pfingsten mit dem MTB von hier aus den Eselsweg, den Hochrhönwanderweg und abschließend den Rennsteig zu fahren. An sich kein großes Problem, wenn da nicht der W. mit seinen grobmotorischen Patschehändchen wäre, der die Finger an sein wunderschönes Singular Swift gelegt hatte.

Prompt war eine der Madenschrauben ruiniert, die das EBB fixieren. Nach zwei Stunden hatte die Zahnfee die Schraube gelöst. Leider habe ich dann beim Montieren der Kurbel auch noch die Kurbelschraube abgerissen. Nach einer unruhigen Nacht beschloss ich, das Singular stehen zu lassen, Pepe wieder zusammen zu stecken und damit zu fahren. Das letzte Mal war ich mein altes Stinktier im Oktober gefahren, nachdem ich die Schäden vom Wasgau Marathon repariert hatte. Mittlerweile hatte ich den Sattel woanders verbaut und war vom Singular her wieder einen richtig breiten Lenker gewohnt, so dass ich den alten Downhilllenker wieder an das Rad stüpfelte.

Eine geschlagene Stunde später als geplant und mit dem Gefühl einen Haufen schlechter Omen gesehen zu haben, konnten die Zahnfee und ich in Richtung Eselsweg aufbrechen, den wir kurz vor dem Rasthof Spessart auch erreichten.

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Das Cockpit:

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Das Wetter war perfekt.

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Dennoch lief es nicht richtig rund. Ich verschätzte mich mit der Entfernung zu einem Gasthof für die Mittagspause, so dass wir knapp 1,5h ohne Wasser durch den Spessart rollten. Der Eselsweg ist eine sehr alte „Geschäftsstraße“ und führt vorwiegend auf den Höhenzügen des Spessarts, dennoch darf man sich die Strecke nicht flach vorstellen. Es geht hoch und runter und zehrt an den Kräften.

Am Engländerrasthaus konnten wir endlich wieder Energie in Form von Weißwürstchen und auch Wasser tanken. Kurze Zeit später trafen wir einen alten Bekannten.

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Roberto war in der anderen Richtung unterwegs. Er war am morgen mit dem Zug von Miltenberg nach Schlüchtern gefahren und berichtete von interessanten Streckenführungen, die uns erwarteten.

Zum Einen mussten wir durch ein sumpfiges Moddergebiet voller gefällter Bäume, zum Anderen kreuzt man kurz vor Schlüchtern eine Motocrossrennstrecke.

In Schlüchtern endlich angekommen navigierten wir nach Motten, wo in einem Brauereigasthof ein Doppelzimmer auf uns wartete. Nach 157km und 3200HM erreichten wir unser erstes Etappenziel und freuten uns auf eine Dusche und ein gutes Essen.

Die Zahnfee hatte beim Essen Probleme und klagte über völlig fehlendes Hungergefühl. Dieses hielt auch über Nacht an und in seinem Magen rumpelte und rumorte es kräftig. Beim Frühstück war er blass.
Was sich andeutete, erwies sich dann auch bei den 15km Überfahrt nach Gersfeld, wo der Einstieg auf den Hochrhönweg auf uns wartete. Er war völlig entkräftet und konnte schon bei den leichtesten Anstiegen mein Hinterrad nicht halten.

Wir machten einen kurzen Zwischenstopp in Schmalnau, wo ich beim Vorbeifahren einen Nepomuk entdeckt hatte.

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In Gersfeld angekommen war klar, dass wir nicht weiterfahren können. Christian wollte es zwar probieren, aber ich rief das Hotel in Marksuhl an und sagte ab. Der Bahnhof in Gersfeld konnte außer einer Radfahrerkneipe nur eine Zugverbindung nach Fulda vorweisen, mit der wir 4h nach Lauda gebraucht hätten. Wir beschlossen nach Neustadt an der Saale zu radeln und von dort aus mit der Bahn zu fahren. 33km mit dem Rad gegen 2h Zugfahrt getauscht.

Über die Schwedenschanze ging es am Kreuzberg vorbei über Bischofsheim nach Neustadt. Es war nach dem Anstieg zur Schwedenschanze ein wunderbares Rollen mit Rückenwind.

Bischofsheim

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Letztendlich war es gut, dass wir zurück gefahren sind. Am Montag wollte ich zu einer Radtour aufbrechen, hatte aber auch schlagartig Magenprobleme, die dazu führten, dass mir der Kreislauf wegsackte. Hochrhönweg und Rennsteig werden uns nicht weglaufen und wir sind schon am Schauen, wo wir noch ein verlängertes Wochenende finden, um in Gersfeld wieder durchzustarten.

Grüße

W.

Serie: Pleiten, Pech und Pannen

… oder warum es so schwierig sein kann, auf dem Eselsweg zu radeln.

1. Der Schaltzug friert ein (km 0)

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2. Die Kette verhakt sich zwischen Kettenblatt und Kurbel (km 1,5)

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3. a) Man reißt nach einem Sturz das Schaltwerk aus dem Schaltauge (ca. km 25)

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3. b) Nachdem man es notdürftig geflickt hatte, reißt man das Schaltwerk komplett ab und versucht einen Singlespeeder daraus zu basteln. (ca. km 35)

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Das sieht dann folgendermaßen aus:

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Letztendlich gab es nur einzusehen, dass eine Weiterfahrt unter den Bedingungen für den armen Bruchpiloten nicht möglich war. Er hat sich dann auf den Weg nach Collenberg gemacht, um sich abholen zu lassen. Wir sind weiter gefahren.

Dennoch war der komplette Tag ein Genuss.


Radroute 373988 – powered by Bikemap 

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Anstieg hinter Altenbuch

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Rast in eisiger Kälte

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Schönes Rad vor eisiger Waldkulisse

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Traumhafte Waldwege

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Mountainbiker, die den Wald schädigen

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Zum Grinsen gefrorene Grimassen

Fazit: Trotz der Pannenserie ein wunderschöner Tag. Bernd und Rolf führten souverän. Es war schade, dass Didi abbiegen musste. Viele schöne Trails hat er verpasst. Christian und ich haben uns in Großheubach von der Gruppe getrennt, um direkt nach hause zu fahren. Um 16.50 Uhr erreichten wir Külsheim und standen leider vor der verschlossenen Rose. Das Abschlusshefe haben wir also bei mir daheim getrunken.

Mehr Bilder gibt es hier.

Vielen Dank, dass wir mitfahren durften.

Grüße

W.